2020

Dezember 2020 – Jahresrückblick 2020

16. Oktober 2020 – Wahlveranstaltung zur OB-Wahl Stuttgart

Gemeinschaftsveranstaltung des Bürgervereins Feuerbach e.V.
und des Gewerbe- und Handelsvereins Feuerbach e.V. – in der Feuerbacher
Festhalle, 16.10.20
Die Kandidatin / Kandidaten der Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart stellen sich vor:

Wahlveranstaltung unter Corona-Bedingungen – diszipliniert, fair im Umgang, informativ!

Ruth Maier, Vorsitzende des Bürgerverein Feuerbach e. V, begrüßte 112 Gäste in den mit großen Sicherheitsabständen eingeteilten Sitzreihen in der Feuerbacher Festhalle.
Nur angemeldete Personen wurden beim Einlass registriert. Behörden und Polizei hatten grünes Licht gegeben und überwachten die Einhaltung der diversen Vorschriften bezüglich Corona an Ort und Stelle. Auch die Einteilung des Podiums resultierte aus diesen Vorgaben, so dass die fünf aussichtsreichsten Bewerber für das hohe Amt des Oberbürgermeisters und der Moderator, Dr. Michael Zeiss, ehemals Chefredakteur des SWR, auf der Bühne Platz fanden.

Erst um 18 Uhr des Vortages einigten sich die Verantwortlichen, unter besorgtem Eindruck rapid steigender Infektionszahlen, auf eine Durchführung der Kandidaten-Vorstellung. Im Laufe des Freitags wurde eine Umfrage des SWR und der StZ bekannt, nach der die Kandidatin und zwei Kandidaten gleichauf liegen und zwei weitere mit guten Ergebnissen folgen. Allerdings wurde aus der Erhebung auch ersichtlich, dass alle erhebliche Bekanntheits-Defizite im Wahlvolk haben. Veronika Kienzle, Bündnis90/Die Grünen, Frank Nopper, CDU, Martin Körner, SPD, Hannes Rockenbauch, SÖS-Linke Plus und Martin Schreier, Einzelbewerber und SPD-Mitglied hieß die Reihenfolge und alle
saßen auf dem Feuerbacher Podium. Unter streng-gütiger Leitung des routinierten Moderators wurde Fragerunden gestartet, die sich neben den allgemeinen politischen Problemen, wie ÖPNV, Klimaschutz, Bezahlbares Wohnen etc. auch auf Feuerbacher Interessen bezogen.

„Mut zu Veränderungen in der Stuttgarter Straße, Gestaltung eines Grazer Platzes auch unter Wegfall von Parkplätzen“ waren Tendenz einer Mehrheit auf dem Podium. Veronika Kienzle berichtete dabei von der erfreulichen Entwicklung der Tübinger Straße. Verkehrsberuhigende Beispiele aus anderen Städten wurden genannt. „Rückenwind für die Industrie in Feuerbach“ und den schnellen Glasfaserausbau, forderte Frank Nopper. „Ja zur Industriestadt und ja zu den Existenzgründern“ bekannte sich Martin Körner.

Martin Schreier verwies auf London, wo im besonderen Ausmaß, zugunsten der Dienstleistung, die Industriebranche vernachlässigt wurde. Hannes Rockenbauch strebt erhebliche Investitionen in Bildung und Kultur und fordert seit langem einen kostenfreien ÖPNV.

Nahezu einig waren sich die Podiumsteilnehmer*in beim Thema Bezahlbares Wohnen, gerade auch in Feuerbach. Neubau, aber auch Verdichtung von Wohngebieten, ein verantwortlicher Umgang mit Grund und Boden ist
Priorität. Selbst Sanktionen gegen uneinsichtige und untätige Eigner werden nicht ausgeschlossen.

Eine „Personenwahl mit parteipolitischem Hintergrundrauschen“ steht an, so ein Kandidat. Die erstklassige, faire und informative Podiumsdiskussion mit
einer interessanten Bewerberin und vier interessanten Bewerbern, unter gekonnter Leitung, macht Hoffnung auf eine gute Nachfolge des Oberbürgermeisters in dieser krisengeschüttelten Zeit.

FW 19.10.20

19.09.20 – Ein historischer Stadtspaziergang durch Feuerbach

Beeeeekanntmachung!“ So begehrte der Amtsbote, der „Büttel“, mit Hilfe dem Gebimmel seiner Handglocke, d‘Schell“, bei den Bürgern der württembergischen Dörfer um Aufmerksamkeit. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die offi ziellen Bekanntmachungen des Rathauses auf diese Art unters Volk gebracht.
Jürgen Kaiser, der neueste Büttel in Feuerbach, Vorstandsmitglied des Bürgervereins, ehemals Medienpfarrer der ev. Landeskirche, Autor und Journalist, führte zur Premiere im historischen Gewande, Mitglieder des Bürgervereins durch die Winkel Feuerbachs.

Corona bedingt, durften nur rund 20 aufmerksame Zuhörer und Zuhörerinnen seinen kurzweilig vorgetragenen Anekdoten und Fakten über Feuerbachs Geschichte lauschen.
Start war auf dem Platz vor der Kelter. Das Alte Rathaus wurde eingehend beschrieben, Ernst Elsenhanns wurde gewürdigt, einer der berühmtesten badischen Revolutionäre, der aus Feuerbach stammte und dessen Vater langjähriger Schultheiß in Feuerbach war.
Von alten Taglöhnerhäuschen und vom Leben an der Schwemme, wusste der Büttel Interessantes. Er zeigte, wo Eric Carle nach seinen mittlerweile weltbekannten nimmersatten Raupen suchte, wo die Tübinger Professoren ihren Wein lagerten und Ludwig Uhland drei seiner Balladen schrieb. Bei den Hauff-schen Villen berichtete er von der Industrialisierung Feuerbachs und von der Wohnungsnot der Arbeiter. Wohnraum schuf der Bauunternehmer Fahrion mit seinen „Feuerbacher Häusern“ und brachte so den Backstein als Baustoff nach Württemberg. Und vor dem imposanten heutigen Rathaus erzählte er, wie
die Feuerbacher Bevölkerung den Sarg König Wilhelms II begleitete, wie die Franzosen 1945 alle Mitreisenden in jeder Straßenbahn bei jeder Fahrt aussteigen ließen, um die Trikolore zu grüßen. Und er berichtete wie die Nazis 1933 Feuerbach an einem Tag nach Stuttgart zwangseingemeindeten und in einer Nacht alle Feuerbacher Straßenbahnen von weiss mit rotem Zierstreichen auf das Stuttgarter Gelb umfärben ließen.
Bei spätsommerlichen angenehmen Temperaturen vermittelte der Büttel im historischen Gewande Feuerbacher Geschichte. Ein lehrreicher kurzweiliger Samstagnachmittag.

28.09.20 FW

19.02.2020 – Stadtentwässerung in Stuttgart

Der Abwassersammler Feuerbach ist wieder ein richtiger Bach
Keine Feuchttücher und Medikamente mehr in das Abwasser!
Über 80 Mitglieder und Freunde des Bürgerverein Feuerbach e.V. wollten aus prominentem Expertenmund wissen, wie es um die Stadtentwässerung und speziell um den Kanalbetrieb in Feuerbach steht. Robert Hertler, Leiter Kanalbetrieb Stadtentwässerung Stuttgart (SES), nahm die Zuhörer virtuell in Feuerbachs Unterwelt mit. Umfassend zeichnete er den Lauf der Abwässer
von Feuerbach auf, die seit 1874 in Stuttgart in ein weitverzweigtes, unterirdisches Kanalsystem münden. Über eine Milliarde Euro hat der städtische Eigenbetrieb Stadtentwässerung (SES) in den vergangenen 25 Jahren für Gewässer-, Umwelt-, und Gesundheitsschutz investiert.

Vier Klärwerke in Stuttgart stehen für eine gute Abwasserreinigung. Schon seit dem 19. Jahrhundert bilden Wassergesetze und seit 1960 biologische Reinigungsstufen rechtliche Rahmenbedingungen.
Vier Regenrückhaltebecken im Stadtbezirk Feuerbach (Borsigstraße, Bachschule, Feuerbacher Weg und Triebweg unter dem Jugendtreff Camp) bieten Sicherheit, indem sie bei Starkregen den Zufluss zum Kanal regulieren.

Die Arbeitsweise der Mitarbeiter in der Stadtentwässerung hat sich in den letzten Jahren total verändert und der Neuzeit angepasst. Hochqualifizierte Leute werden benötigt, um die diversen speziellen Geräte bei den Inspektionen und der Reinigung der Kanäle zu bedienen. EDV-gestützte Kamerawagen sind nur ein Beispiel. Es werden auch immer mehr Trennsyteme gebaut. Dabei wird
Regen- und Abwasser von der Straße vom Abwasser der Häuser getrennt. Letzteres muss in der Kläranlage z.B. in Mühlhausen gereinigt werden, wobei Regenwasser gleich in den Neckar abgeleitet wird. Besonderer Aspekt: Der Feuerbach ist heute frei von Abwässern. Eine kleine Leitung
mit einem Durchmesser von 15 cm, führt etwas Feuerbach-Wasser zum Haus der Gesundheit und speist dort das Rinnsal, mal mehr, mal weniger, im Winter gar nicht. Ein überaus wichtiger Aufruf und Hinweis des Referenten zum Schluss: Keine Feuchttücher und Medikamente mehr in das Abwasser! Feuchttücher lösen sich nicht wie Toilettenpapier auf, sondern verstopfen die Turbinen der Kläranlagen.

26.02.20 FW

22.01.2020 – „Wie knitze Schwaben die Welt veränderten“

„Wie knitze Schwaben die Welt veränderten“
Pfarrer, Autor, Journalist und Vorstandsmitglied des Bürgervereins, berichtete über tatkräftige Schwaben, die in der Fremde ihr Glück machten bzw. für bedeutende Entwicklungen standen.
Langanhaltender Applaus der über 80 Mitglieder und Freunde des Bürgerverein Feuerbach e.V. gaben Zeugnis über einen mit großer Begeisterung und Inbrunst vorgetragenen Bericht über Lebenswege ausgewanderter Landsleute. Mit Eloquenz und in bestem Schwäbisch nahm der Autor seine Zuhörerschaft zuerst auf einen Kurztrip im rasanten Tempo durch die jüngere württembergische Geschichte mit, wobei er eingangs besondere Eigenschaften der Schwaben, wie „knitz“ und „hälenga“ deutete. „Hälenga“ ist nicht heimlich, man hängt z. B. Besitz nicht an die große Glocke, ist aber insgeheim beleidigt, wenn man arm eingeschätzt wird. „Knitz“ beschreibt einen Gedanken, der eigentlich klar umrissen ist, aber von einem knitzen Schwaben dennoch mit großer Aufmerksamkeit auch von der Gegenseite begutachtet wird.

Solche Vertreter besonderer Findigkeiten waren z.B. Max Eyth, ein begnadeter Maschinenbauingenieur aus Kirchheim/T, „Der Schwefelkönig von Louisiana“, Hermann Frasch aus Gaildorf, dessen chemische Verfahren heute noch aktuell sind und der Fahrradbauer aus Weil der Stadt, der mit seinen Erfi ndungen zugunsten der Frauen rund um den Drahtesel, auch die Frauenmode und
damit auch gesellschaftliche Veränderungen wesentlich beeinfl usste. Ein besonderes Beispiel für aufmüpfiges und freiheitliches Denken mitten in der badischen Revolution, war der Feuerbacher Demokrat Ernst Elsenhans, Sohn des langjährigen Feuerbacher Schultheiß. Die Preußen mordeten
ihn, 34igjährig, nach einem nicht rechtmäßigen Gerichtsverfahren auf den Wällen der Bundesfestung Rastatt.
Dies sind nur vier Lebensgeschichten von rund vierzig in zwei Büchern niedergelegt, ein drittes folgt im Herbst. Es war eine unterhaltsame Geschichtsstunde über Landsleute, die gezwungen waren, ihr Glück woanders zu suchen. Auch deshalb bleibt die Mahnung des Autors im Gedächtnis:
Zwischen 1806 und 1871 sind zwanzig Prozent der Schwaben, eine von fünf Millionen Einwohner aus dem bettelarmen Württemberg ausgezogen – meist als „Wirtschaftsflüchtlinge“.

27.01.20 FW