Berichte

2023

„Königsetappe“ des Talkrabbenwegs von der Bracke zur Burg Frauenberg, 201. Bürgertreff Mittwoch, 26. April 2023

Rund 40 Personen fürchteten sich keinesfalls vor der bevorstehenden schweren Wegstrecke und freuten sich bei kühlen Temperaturen meist schon auf die ebenso humorvollen, wie kenntnisreichen Ausführungen von Jürgen Kaiser, Pfarrer, Buchautor und Vorstandsmitglied des Bürgervereins.
Los ging’s auf der Hohen Warte, wo anfangs des 20.Jahrhundert das Wirtshaus „Zur Hohen Warte“ stand und von der Witwe Bracke betrieben wurde. 1916 war ihr Sohn für drei Monate auf Urlaub vom Dienst auf einem Hilfskreuzer, bekannt aus dem Buch „Seeteufel“ des Grafen von Luckner. Die Wirtschaft war jeden Abend brechend voll, als der Kriegsteilnehmer von den realistischen Abenteuern berichtete. Harmlos erscheinende Handelsschiffe verwandelten sich plötzlich in Kriegsschiffe und versenkten meist den Gegner. Eine Kriegslist der seinerzeitigen Kriegsführung der Deutschen.


Auf der Eichenwald-Allee ging’s hinab zum Feuerbacher Tal, zur Mähderklinge. vorbei am Waldgebiet „Heimberg“, den der ehemalige König Wilhelm II dem Feuerbacher Wohlfahrtspflegeverein 1921, kurz vor seinem Tod geschenkt hatte. Der rührige Verein baute auf dem Gelände eine Waldliegehalle als Licht- und Luftbad für Kriegerwitwen und deren Kinder. Daneben entstand 1922 ein Blockhaus, das sogar als Solebad genutzt wurde. Seinerzeit litten viele Schwaben und Schwäbinnen unter Jodmangel.


„Schwabenkröpfe“ als Folge sah man öfters im Straßenbild. Das Spurenelement Jod war und ist ein sicheres Hilfsmittel für die Schilddrüse. Im Blockhaus wurde dazu mit Jod und heißem Wasser jodhaltige Luft erzeugt. Heute ist dort der Eltern-Kind-Kindergarten untergebracht.


Die Mähderklinge, harmonisch klingend, beherbergte gefährliche Einrichtungen, zum einen die Schießbahnen der Rotebühl-Kaserne und zum andern auf dem heutigen Gelände der Kleingartenanlage die Photochemische Fabrik Hauff, die ab1900 Pikrinsäure für Granaten herstellte – also reinen Sprengstoff. Weiter ging`s Richtung Feuerbach am ehemaligen Sportplatz vorbei. An seinem östlichen Ende, auf der Höhe des Brückles, lag im Wald das „Bädle“, das erste Feuerbacher Freibad. Heinrich Schickhardt musste auf diesem Areal auf Befehl des Herzogs 1633 nach Steinkohle suchen – umsonst, er fand keine!


Jetzt forderte der steile Aufstieg die Wanderer, teils auf Kopfsteinpfl aster, musste der Weg zur Burg Frauenberg überwunden werden. Ab 1220 wurde die Burg mit einem 20 m hohen Bergfried hoch über dem Feuerbacher Tal erbaut. Freilich sind heute nur noch wenige Grundmauern vorhanden, die erst 1971 entdeckt wurden. Die Herrscher von Württemberg, so Herzog Christroph von Württemberg, verwendete die besten zum Bau der erweiterten Stadtmauer von Stuttgart im Bereich Hospitalviertel.


Wie hinauf, so steil führte der Feuerbacher Weg hinunter ins Tal. Hochachtung ergriff die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, als sie aus Jürgen Kaisers Munde vernahmen, dass auf dieser Strecke bis zum Ersten Weltkrieg, bis zu 80 Frauen aus Feuerbach, tagtäglich, um 5 Uhr früh, den steilen Berg hochkamen, um ihren Kunden im Stuttgarter Westen frische Milch, Butter und Eier zu bringen. Die acht Kilo schweren Milchkannen trugen sie auf dem Kopf. Wahrhaftig eine tägliche „Königsetappe“.


An der ehemaligen Mühle endete der ebenso anstrengende wie unterhaltsame Trip mit viel Feuerbacher Geschichte.
Am 14.Oktober 2023, 10 Uhr, wiederholt Jürgen Kaiser diese Tour.

02.05.23 FW-JK


Historie und Zukunft – älteste Stadt Baden-Württembergs und modernster Elevator-Testturm, 200. Bürgertreff, Samstag, 25. März 2023

50 Mitglieder und Freunde des Bürgervereins folgten der Einladung zu einem besonderen Termin: Der 200. Bürgertreff führte bei kaltem, stürmischem jedoch trockenem Wetter nach Rottweil. Nicht nur die älteste Stadt Baden-Württembergs mit prächtiger mittelalterlicher Bausubstanz, sondern auch ein Kleinod überlieferter, jahrhunderter alter Fasnachtstradition, die bundesweit und darüber hinaus bekannt und berühmt ist.


Mit dem Bau des Testturmes für Aufzüge (2014-2017) wurde aber auch in der Gegenwart ein Zeichen modernster technischer Entwicklungen gesetzt. So ist er z.B. der erste Turm in der Welt, der durch installierte Pendel im Inneren in Schwingungen versetzt werden kann, den realen Windgeschwindigkeiten entsprechend. Auch die Textilverkleidung des Turmes ist weltweit einzigartig.


Die Thyssen-Krupp GmbH, eines der bedeutendsten Unternehmen für Aufzugstechnik überhaupt, erbaute diesen zweithöchsten Testturm der Welt für ihre Weiterentwicklungen auf diesem rasant wachsenden Markt. Damit wurden natürlich auch besondere Zeichen in diesem industriearmen Landstrich gesetzt.

Mit 8 m/sec wurde die Feuerbacher Gruppe hinauf auf die Besucherplattform in
232 m Höhe quasi „geschossen“. Ein Ereignis besonderer Art, das dazu noch mit einer sehr guten und klaren Sicht belohnt wurde. Die verglaste, aber nicht überdachte Plattform, bot ein beeindruckendes Panorama, schützte aber nur ungenügend gegen den stürmischen Wind. Trotzdem wurde keine Minute der genau bemessenen Besuchszeit von 12 – 13 Uhr auf der Plattform verschenkt. Mehr über den Turm unter dem Link:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/TK-Elevator-Testturm.
Im Bus zurück nach Rottweil konnten sich die Ausflügler aufwärmen und natürlich auch das reichhaltige Angebot der Rottweiler Gastronomie nutzen. Rottweil besitzt eine besonders schöne historische Innenstadt, die etliche Einkehrmöglichkeiten bietet.

Vor fast 2000 Jahren wurde Rottweil als Siedlung Arae Flaviale am Neckar von den Römern gegründet und besaß schon 74 n.Chr. römisches Stadtrecht. Eine wechselvolle Geschichte mit meist reichhaltiger Vergangenheit prägen diese Stadt. Auch, dass Rottweil als Standort eine Pulverfabrik bis ins 20. Jahrhundert beherbergte, die über 2000 Beschäftigte zeitweilig hatte, war weit bekannt.
Neueste Bauvorhaben sind die längste Hängebrücke Deutschlands, die Landesgartenschau 2028 und die evtl. entstehende große Justizvollzugsanstalt (JVA), die noch den Landtag von Baden-Württemberg beschäftigt.
Der Ausfl ug nach Rottweil war des 200. Bürgertreffs des Bürgerverein Feuerbach e.V. würdig. Der „Bürgertreff“ hat in der über 50-jährigen Geschichte des Bürgervereins eine überragende Bedeutung für die Informationsbeschaffung.
28.03.23 FW_RM2

Landschaftliche Besonderheiten am Lemberg, 199. Bürgertreff 18.03.2023

40 Freunde und Mitglieder des Feuerbacher Bürgervereins machten sich bei Kaiserwetter zu einem Spaziergang mit besonderen landschaftlichen Besonderheiten am Lemberg auf. Eine Waldputzete, so wie sie seit über 10 Jahren durchgeführt wurde, war eigentlich geplant. Doch umfangreiche Forstarbeiten im Naturschutzgebiet Greutterwald und der erfreuliche Mangel an Abfällen auf den Plätzen und Wegen, ließen Vorstandsmitglied Hubert Kucher schnell an eine angenehmere Aktion denken – an einen interessanten Spaziergang am Lemberg.


Laut telefonischer Auskunft von Revierförster Michael Korn wird derzeit im Rahmen des Naturschutzes ein Artenschutzkonzept für seltene Pfl anzen und Tiere um- und fortgesetzt. Dabei werden zwölf ausgewiesene Flächen auf dem Bergrücken und entlang des Panoramaweges am Lemberg freigelegt und von Gebüsch gesäubert. Zudem gelten umfangreiche Maßnahmen der Verkehrssicherheit. Bäume und Sträucher sind durch die Trockenheit der letzten Jahre erheblich geschädigt worden und stellen so eine beträchtliche Gefahr für das vielbesuchte Waldgebiet dar. Besonders alte Buchen sind gefährdet,
an denen urplötzlich starke Äste abbrechen können. (Der Bürgerverein widmete diesem Projekt am 19.02.19 den 182. Bürgertreff).


Die Wandergruppe startete an der Hattenbühlschule und marschierte den steilen Hirschsprung Richtung Schlotwiese hinab. Manche Teilnehmer*in dachten an rasante und gar nicht so ungefährliche Schlittenfahrten als Kind und Jugendlicher auf dem steilen Weg.
Vorbei ging’s an diesem Gelände, wo große Baracken und Unterkünften ab 1942 – 1967 tausende Menschen aus den verschiedensten Gründen eingesperrt bzw. untergebracht waren. Auf dem Wanderweg bildeten sich immer wieder neue Personengruppen, in denen viele Beobachtungen und Erinnerungen ausgetauscht wurden. Bald sahen die Spaziergänger die große Streuobstwiese durch den Waldrand grüßen. Eine ökologisch sehr wertvolle Anlage, die die größte in Stuttgart ist. Vorbei führte der Weg zum Tachensee, am Fuße des Lembergs, auf Weilimdorfer Gebiet gelegen. Der Tachensee ist der einzige natürliche See auf Stuttgarter Gemarkung, rund 140 m lang und 70 m breit.
Leider teilt er derzeit das Schicksal so vieler Gewässer im Lande: ein viel zu geringer Wasserstand. Hubert Kucher hörte oft: „Do war I no nie!“ Rutschig wurde es nun auf den teilweise matschigen Wegen, gutes Schuhwerk war gefragt, ebenso eine gute Kondition, als es über die Schaiblestraße streng bergauf zur Reissachschule ging. Altehrwürdige Häuser waren am Wege zu bewundern. Der nächste markante Punkt war das Kotzenloch, ein erdgeschichtliches aturdenkmal.
Auf dem Mittleren Lemberg-Weg ging es für die Wegegefährten nun doch sehr viel leichter abwärts zum schön geschmückten Garten von Gabi und Henning Hiss. Jürgen Kaiser wusste dank Handy-Zeitalter bereits den genauen Ankunftstermin der Gruppe und läutete quasi die Grillsaison ein. Ein sehr schöner informativer Spaziergang klang bei Wurst und Kaltgetränken aus.
20.03.23 FW-RM-HK1

Besuch der Komödie im Marquardt „D’Mama isch die Beschte“, 197. Bürgertreff, 16.02.2023

50 Mitglieder und solche, die es noch werden wollen, besuchten die Nachmittagsvorstellung in der Komödie im Marquardt. Gespielt wurde: „D’Mama isch die Beschte“ vonCurth Flatow und Horst Pillau, übertragen ins Schwäbische von Monika Hirschle. Siespielte auch die Hauptrolle der Mama.


Um 16 Uhr gab es eine Einführung und dazu eine kleine fl üssige Erfrischung. Die
Dramaturgin Annette Weinmann erklärte die Originalfassung des Volksschauspiels „Das Fenster zum Flur“. Es gehört mit zu einem der größten Bühnenerfolge der Nachkriegszeit des deutschen Unterhaltungstheaters. Inge Meisel, Heidi Kabel oder Edith Hancke spielten damals die Paraderollen.
Begleitet wurde Frau Weinmann von den zwei Schauspielerinnen, die die Töchter der Mama spielten: Susanne (Bianca Spiegel) und Lisa (Anne Leßmeister) sowie Erik, der Freund der Tochter Susanne (Jörg Pauly). Alle haben schwäbische Wurzeln. Sie berichteten über ihren Lebensweg und die „Herausforderung“ schwäbisch zu schwätzen, was in ihrem Alltag nicht alltäglich ist.


Das Stück selbst war sehr volksnah und jede oder jeder konnte sich in einer Person des Stücks fi nden. Monika Hirschle, die Mama, zog das Publikum auch mit ein, wenn es zum Beispiel um den Speiseplan für das Mittagessen ging oder die Auswahl ihrer Schuhe für den besonderen berufl ichen Ehrentag ihres Ehemanns, Busfahrer von Beruf.


Sehr überraschend war der Schluss, ein Konzert der Schauspielerinnen und Schauspieler, wobei sich der Vater, Frank Stöckle, als hervorragender Mandolinenspieler hervortat. Es wurden verschiedene Schlager angespielt, wie z. B. „Weiße Rosen aus Athen“. Melodien, die das Publikum mitsingen konnte und so gelöst und heiter den Nachhauseweg antrat.
RM 16.02.23

Besuch des Landtags, 196. Bürgertreff, 16.01.23

Besuch im Landtag – der gesetzgebenden Gewalt im Lande 21 Mitglieder des Bürgerverein Feuerbach e.V. durften der Einladung des Landtags an diesem kalten, windigen Januartag folgen und die aufwendig renovierten Räumlichkeiten
der gesetzgebenden Institution des „Ländles“ besuchen.


Empfangen wurde die Besuchergruppe im eigentlichen Parlamentsgebäude, dem Haus des Landtags. Angeschlossen und mit Tunnel verbunden, ist das Bürger- und Medienzentrum. Ihm gegenüber liegt das Haus der Abgeordneten mit Büro- und Fraktionsräumen, sowie verschiedenen technischen Einrichtungen.

Zu Beginn der etwas eigenwillig gestalteten, flachen Treppe, von der Eingangshalle hinauf zum Parlamentssaal, ist die Büste vom Präsidenten des Volksstaates Württembergs,
Eugen Bolz, zu bewundern. Der Zentrumspolitiker war von 1928 -1933 Staatspräsident und wurde wenige Monate vor Kriegsende am 23.01.45 in Berlin von den Nationalsozialisten erhängt. Auf der Wandseite des Aufgangs zur Galerie beeindrucken uralte OriginalVersteinerungen von Dinosauriern aus Holzmaden am Rande der Schwäbischen Alb.

Herr Dr. Deppisch vom Besucherdienst des Landtags bat die Feuerbacher Gruppe die Abgeordnetenplätze einzunehmen, um von hier aus Abläufe, Aufgaben und Funktionen des Hohen Hauses kennen zu lernen. Aktiver unterhaltsamer Unterricht in Staatskunde folgte, wobei die Gruppe und einzelne Personen aktiv einbezogen wurden. 154 Abgeordnete, wobei rund 30 Prozent Frauen sind, bestimmen die Geschicke Baden-Württembergs in der derzeitigen Wahlperiode von 2021 bis 2026. Herr Dr. Reinhard Löffler, CDU, bestens in Feuerbach auch als Vorsitzender des Musikvereins Feuerbach bekannt, beobachtete aus dem Hintergrund amüsiert den kurzweiligen Unterricht und wartete geduldig auf seinen Auftritt. Nach kurzer Einführung bat er um Fragen zu einem breiten Spektrum, die er auch prompt geliefert bekam:

Hier Auszüge von Themen, wie z.B. – zu der geplanten Neuerhebung der Grundsteuer, über Fragen zum Zustand der Schulgebäude in Feuerbach, insbesondere der Hohewartschule, zur Präsentationspflicht der Abgeordneten im Landtag und der Sanktionen bei Nichterfüllung, zum Sprachgebrauch bei der Benennung von Verantwortlichen bei den Silvesterunruhen in Zusammenhang mit Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten, zu evtl. Rückkäufen von Infrastrukturobjekten durch die EnBW oder die Förderung von lokalen Pressediensten und Zeitungen etc. Dr. Löffler, eher als konservativer, streitbarer CDU-Stratege bekannt, überraschte mit einer generalistischen Einschätzung vieler Dinge und Ereignisse über Parteigrenzen hinweg. Dazu gehört auch die Bewertung der aktuellen Lage in der Ukraine und seine Sympathie zur besonnenen Haltung des Bundeskanzlers.

Viele interessante Gespräche rundeten eine wertvolle Nachmittagsveranstaltung ab.
20.01.23 FW