2022

12. November 2022 Bericht aus der Stuttgarter Zeitung

11. November 2022 St. Martins-Umzug mit rund 1.000 Teilnehmern

St. Martins-Umzug 2022 – Traditioneller Umzug findet nach Corona großes Interesse Manche Zweifel an der Durchführung und Organisation, die bei ausklingender Pandemie hochkamen, konnten rasch beiseite geschoben werden, als sich schnell viele Kinder in Begleitung von Eltern und Großeltern am Sammelpunkt hinter der katholischen Kirche St. Josef einfanden. Der Hof der altehrwürdigen evangelischen Stadtkirche St. Mauritius war das Ziel.

Das Jugendorchester des Musikvereins Feuerbach, unter Leitung von Marion Berger, spielte Musikstücke, die die Stimmung für den Laternenumzug förderten. Mit besonderen Klängen wurde die bunte Schar auf ihren langen Weg über die Leobener-, Burgenland- und Klagenfurter Straße zum Platz vor der Kelter verabschiedet. Weiter ging es über die gepflasterte, steile Forsthausstraße zum Hof vor der evangelischen Stadtkirche St. Mauritius, der mit bunten Lichtgirlanden geschmückt war.

Die angenehmen Temperaturen des Spätherbsttages waren von empfindlicher Kühle in den Abendstunden abgelöst worden. Das störte jedoch den isländischen Wallach Ygglir mit St. Martin auf seinem Rücken, dargestellt von Sofie Rau, in keiner Weise.

Ruhig und gelassen marschierte er vor einer immer größer werdenden Teilnehmerzahl. Rund 1000 Personen waren es letztlich nach Schätzung von Organisatoren und Polizei gleichermaßen.
Auf dem Platz vor der Kelter wartete bereits das Handharmonika-Orchester-Feuerbach unter Leitung von Jürgen Kutzmutz. Gefällige Lieder und Weisen unterhielten, wie seit vielen Jahren schon, Jung und Alt. Derweil präsentierten sich St. Martin und sein Wallach den leuchtenden Kinderaugen aus der Nähe. Sie nahmen hier auch Abschied vom Isländer „Ygglir“, da es aus Sicherheitsgründen nicht die enge, gepflasterte und steile Straße zur Kirche hinauf durfte.

Dort oben spielte schon der Posaunen-Chor des CVJM und trug zur besinnlichen
und gleichzeitig fröhlichen Atmosphäre bei. Hier die alte Kirche und das renovierte mächtige Pfarrhaus, im Hintergrund über der Mauer, das älteste Gebäude Feuerbachs und dazu hunderte bunte Lampions im Hof, bilden immer wieder einen besonderen Rahmen. Ruth Maier, die Vorsitzende des Bürgervereins, begrüßte erfreut und erleichtert zugleich die große Anzahl der jungen und alten Mitbürger. Sehr angetan von dem guten Besuch war auch der neue Bezirksvorsteher Johannes Heberle und brachte dies in seinen Grußworten zum Ausdruck. Fröhlicher Gesang von einem gemischten Chor der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, ertönte immer wieder. Dem evangelischen Stadtpfarrer, Jens Keil, gelang es mit einer packenden Schilderung der wohltätigen Tat St. Martins, die Ungeduld der Kinder noch zu zügeln – warteten doch schon im Hintergrund die leckeren St. MartinsMännchen aus süßem Hefeteig. Bäckerei Trölsch hat die knapp 500 Männchen gebacken, gesponsert von der Volksbank Stuttgart e.G.

Es ist immer wieder eine besonders herausfordernde Aufgabe, diese Veranstaltung zu stemmen. Schließlich sind es unsere Jüngsten, die hier sicher zu geleiten und zu unterhalten sind. Es ist offensichtlich der größte Umzug in Stuttgart. Dies geht nur mit großem ehrenamtlichem Engagement und mit der Hilfe befreundeter Institutionen und Vereine.

15.11.22 FWRMHH

02. und 04. November 2022
Besuch bei Seifen Haag, Feuerbach

Ein alter Handwerksbetrieb findet seine Fortsetzung
Zwei Veranstaltungen mit jeweils rund 25 Besucher und Besucherinnen waren
notwendig, um das große Interesse an diesem alten Handwerk und seinem Handelshaus decken zu können.

1756 wurde das Unternehmen in Stuttgart gegründet und war bei seiner vorläufigen Schließung im Jahre 2000 das älteste seiner Zunft in der Landeshauptstadt. 244 Jahre hat es bis dahin bestanden und ist mit allerlei Ehren ausgezeichnet worden. So wurde 1880 Carl Friedrich Haag in der 4. Generation zum königlichen Hoflieferanten ernannt und durfte Königin Olga mit einer Bitter-Mandel-Seife, ihrem Lieblingsduft, betören. Als im Jahre 1999 Carl Heinz Albert Haag verstarb, musste das Geschäft in der Stifterstraße 4, in unmittelbarer Nähe der Stiftskirche, mangels Nachfolger geschlossen werden.

2013 kam Nicole Haag, gelernte Zahntechnikerin, im Zuge einer beruflichen Neuorientierung die Idee, die Serienfabrikation in 7. Generation wieder aufleben zu lassen. Ihr Ehemann Matthias Haag und Neffe des letzten Inhabers, unterstützte sie tatkräftig in allen Belangen.

Die Mitglieder des Bürgervereins konnten durch die von Begeisterung getragene Erzählkunst von Nicole Haag mitverfolgen, wie aufregend und schwierig es war, vom Punkt null aus eine Seifenfabrikation zu starten. Sei es beim Suchen und Kauf von geeigneten Räumen, der Beschaffung von Produktionsmaschinen, der Auswahl von Lieferanten, der Produktionsmittel und der Verpackungen. Kurz, ein ganzes Netzwerk musste geflochten werden. Ganz zu schweigen vom Aneignen detaillierten Fachwissens.

Am 1. Dezember 2017 war es in den heutigen Räumen in Feuerbach soweit, die Produktion von hochwertigen Seifen nach alter Familientradition in Handarbeit fortzusetzen.
Allerdings konnte man nicht so ohne weiteres auf alte Rezepturen zurückgreifen, sind doch etliche Zutaten bei den heutigen Produktionsvorschriften innerhalb der modernen Umweltproblematik nicht mehr möglich.
Die Haag-Seifen sind vegan, tierversuchsfrei und unterliegen strengen Zertifizierungen.
Ein begehrtes Produkt
Ein Beispiel kreativer Unternehmenskraft und -kultur in Feuerbach wurde den Mitgliedern des Bürgervereins an beiden Nachmittagen unterhaltsam präsentiert.

FW / RMHH.05.11.22

28. September 2022
Besuch bei Robert Bosch GmbH, Feuerbach

Zentraleinkauf und Zentrallogistik in Feuerbach zentriert
Der traditionsreiche Bosch-Standort Feuerbach, der auf über 100 Jahre Geschichte
innerhalb des Bosch-Konzerns zurückblicken kann, bietet derzeit rund 15.000
Beschäftigten in verschiedenen Teilgebieten Arbeit.
Von Juni 2018 bis Mai 2021 wurde unter dem Begriff „Supply Chain Campus Feuerbach“ der Zentraleinkauf und die Zentrallogistik in Feuerbach zusammengefasst.
Alle Disziplinen des Zentraleinkaufes Mobility und der Zentrallogistik arbeiten hier Hand in Hand.
Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Bosch-Konzern, weltweit, können hier Hilfe und Rat erwarten. Ein modernes Arbeitsumfeld bietet dabei attraktive Bedingungen für unterschiedlichste Arbeitssituationen von konzentrierter Einzelarbeit bis zum kreativen Workshop.

Rund 1.850 Beschäftigte arbeiten im „Desk Sharing“ (flexibles ArbeitsplatzBuchungssystem), wobei ca.1.100 Büroarbeitsplätze in Großraumbüros nach Grundsatz IWC (Inspiring Working conditions) zur Verfügung stehen, ein offenes Bürokonzept mit Zonen für Team- und konzentrierte Einzelarbeit.

Das Gebäude umfasst 58.400 Quadratmeter Netto-Grundfläche auf 5 Geschossen mit Tiefgaragenebene, Dachterrassen, Photovoltaik-Module zur Eigenenergiezeugung, Gründächer und bepflanzte Hochbeete. Der großzügige Quartiersplatz und Foyer im Innenbereich ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine große Kantine mit rund 900 Sitzplätzen und einem reichhaltigen Speiseangebot sorgt für das körperliche Wohlbefinden.
Zudem werden in der Tiefgarage ca. 250 PKW-Stellplätze, 32 E-Ladesäulen und 20
Motorradstellplätze bereitgehalten. Am Capus selbst stehen weitere 100 Fahrradstellplätze zur Verfügung.

Die 30 Mitglieder des Bürgervereins, die durch ebenso freundliche wie kompetente Fachkräfte der Standortkommunikation Feuerbach geführt und unterrichtet wurden, waren von der schieren Größe der Anlage beeindruckt, aber auch von der leichten Eleganz der Innenausbauten und der architektonisch geschmackvollen Außenanlage inklusive Bepflanzung. Eindrücklich war und ist zudem, wie hier ein hocheffizientes Arbeitsumfeld in einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt installiert wurde. Desk Sharing, IWC und Home-Office sind die Herausforderungen, die zu einem schlagkräftigen Instrument vereinigt werden müssen. Hierzu passt ein Stück Lebensphilosophie von Robert Bosch,
von der überall im Hause Beispiele als Merker zu finden sind:
„Keiner soll sich mit dem Erreichten zufrieden geben, sondern stets danach trachten, seine Sache noch besser zu machen“
03.10.22
FW

15. Juni 2022
194. Bürgertreff – Talkrabbenweg 3. Etappe – Auf den Spuren der Raubritter, Galgenstricke und Römer

Jürgen Kaiser, Pfarrer und ehemals Chef des. Evangelischen Medienhaus GmbH,
Stuttgart, nahm über 30 Mitglieder und Freunde des Bürgerverein Feuerbach e.V. mit auf diese geschichtsträchtige Tour durchs Lindental und hoch zur Raubritterburg Dischingen über die römische Steinstraße zur Hohen Wart.

Gestartet wurde am Triebweg, so genannt, weil ehemals die Feuerbacher Bauern ihr Vieh zum Weiden in den Wald trieben, besonders die Schweine zur ergiebigen Eichelmast. Im anschließenden Lindental mit heutigem angrenzendem Stadtteil Wolfbusch wurde 1669 der letzte Wolf rund um Stuttgart geschossen. Ab 1933 entstand die Seelachsiedlung, ein Vorzeigeprojekt der NSDAP für ihre Angehörige. Weiter ging’s bei sommerlichen Temperaturen steil hinauf zur Richtstattallee, seit dem Mittelalter ein Karrenweg für die zum Tode Verurteilten. Galgen warteten auf dem Pragsattel und bis ins 17. Jahrhundert gab es Scheiterhaufen auf der Feuerbacher Heide.

Auf dem Weg warteten die Überreste der Dischinger Burg, die im Reichskrieg 1311 zerstört wurde und dann zerfiel. Das Herrscherhaus Württemberg, dem die Herren von Dischingen angeschlossen waren, hatte keine Interessen am zerstörten Gemäuer.
Die Dischinger hatten auch als Raubritter keinen guten Ruf und verschuldet waren sie zudem. Nicht weit von den Mauerresten, stieß die interessierte Gruppe auf die römische Steinstraße, eine wichtige Consularstraße, die ab 90 n. Chr. angelegt wurde. Sie führte von Straßburg nach Augsburg und tangierte in unserer Nähe Pforzheim, Rutesheim und Cannstatt, wo 500 „Schwere Panzerreiter“ stationiert waren.
Auf dem Weg zur Hohen Wart, wo die Familie Brack einst das Gasthaus „Zur Hohen Warte“ betrieb, fesselte Kaiser die Schar mit seiner Erzählkunst und breit angelegtem historischem Wissen über den Weinbau in Feuerbach und dessen überragende Bedeutung für das einst landwirtschaftlich geprägte Dorf im Mittelalter.
Am Samstag, den 24.09.22, 10 Uhr, Treffpunkt Parkplatz gegenüber der Gaststätte
Föhrich, startet Jürgen Kaiser, auch Mitglied des Vorstands des Bürgervereins, erneut diese Tour, wobei auch zum Abschluss eine Einkehr im Föhrich vorgesehen ist.

08.09.22 FW

04.04.22
Feuerbache Geschichte bei der Kulturnacht

Das volle Glockengeläut der ehrwürdigen evangelischen Stadtkirche St. Mauritius
schien zur Begrüßung noch mächtiger zu klingen, hatten sich doch auf dem Kelterplatz unter ihr, der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, Dr. Frank Nopper und der neue Bezirksvorsteher, Johannes Heberle, eingefunden, um den ebenso fundierten, wie launigen Ausführungen des Büttels über die Feuerbacher Geschichte zuzuhören.
Jürgen Kaiser, Pfarrer der Evangelischen Landeskirche Württemberg und Chef im Ruhestand des Evangelischen Medienhauses, hatte als Büttel im historischen Gewand zu einem kurzen Rundgang durch die Feuerbacher Altstadt und durch die Feuerbacher Geschichte der Jahrhunderte eingeladen.

Rund 40 Feuerbacher Bürger und Bürgerinnen hatten sich zum Rundgang mit den
Stadtoberen bei Schneeregen eingefunden. Insgesamt gab es drei Führungen mit über 100 Besuchern.

Feuerbach war im Mittelalter ein Dorf, das von Land- und Forstwirtschaft und dem Weinbau lebte. Besonders die Erzeugnisse des Weinbaus waren wohlbekannt, so dass auch die Landbesitzer, wie die Klöster Hirsau und Bebenhausen, wie auch die Grafen von Württemberg, ihre Vorteile daraus zogen. Heute noch zeugen große Keller im Bereich der ev. Stadtkirche von der Bedeutung des Weinbaus für Feuerbach.
Auch die heutige
Kelter, mitgebaut von dem großen Baumeister Heinrich Schickhardt, ist Zeichen dafür.
Der Büttel erzählte von den Herren auf der Burg Frauenberg, die durch Raubzüge
auf Frankfurter Kaufl eute im 14. Jahrhundert berüchtigt wurden, von den Tübingern Professoren, die ihr Gehalt auch mittels Feuerbacher Wein bezogen. Er führte die Besucher*innen vor das Tagelöhner-Haus in der Brandgasse, das aus Steinen der Steinbrüche am Killesberg erbaut wurde und wo eben auch Tagelöhner ihr Brot verdienten.

Gut gelaunt nahm die interessierte Schar, bei der auch schon mal der Oberbürgermeister lachend die Schelle in die Hand nahm, mit „Fertig! Feuerbach“ im Hof der Stadtkirche Abschied. Kurz zuvor hatte der Büttel erläutert, wie der Ausspruch zustande kam: Als 1846 der erste Zug am Feuerbacher Bahnhof abgefertigt wurde, rief der Bahnbeamte „Fertig! Feuerbach!“. Der Aufruf wurde zum Begriff, der lange Zeit als ein Synonym für ein gelungenes Werk landauf, landab galt. Ein gelungenes Werk war auch diese Exkursion in die Feuerbacher Geschichte im Rahmen der Feuerbacher Kulturnacht 2022.

04.04.22 FW

23.03.22
Genossenschaftlicher Wohnungsbau im Wandel der Zeit

Ist das Wohnen überhaupt noch bezahlbar? Wie stellt sich die Wohnungswirtschaft den geänderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen? Als im Herbst 1921 in der Gaststätte Anker in Feuerbach die ersten Gespräche zur Gründung einer Baugenossenschaft stattfanden, war die Wohnungsnot, ähnlich heute, groß. Freilich unter ganz anderen Vorzeichen: Damals die Folgen des ersten Weltkrieges und die rasante Industrialisierung Feuerbachs.
Heute gesellschaftspolitische Entwicklungen, eine größere Urbanisierung,
also eine Ausbreitung städtischer Lebensformen, oder einfach der Wunsch nach mehr Wohnraum.

Klaus-Dieter Kadner, ehemaliger Geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf e.G., hob mit großer Überzeugungskraft in seinem Vortrag die Aktualität des Genossen-schaftsgedankens eines Friedrich Wilhelm Raiffeisen oder Hermann Schulze-Delitzsch heraus. Dieser Gedanke birgt nach wie vor wichtige
Lösungsansätze für das Wohnungsproblem.

Die Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf e.G., die 1941 durch Verschmelzung mit der gemeinnützigen Baugenossenschaft Weilimdorf entstand, sieht sich heute als modernes Dienstleistungsunternehmen. Es verwaltet in Feuerbach, Weilimdorf und Giebel 878 Wohnungen und vier Gewerbeeinheiten.

Seit den neunziger Jahren spielt die Modernisierung des Haus- und Wohnungsbestandes unter Energie- und Wärmeschutzmaßnahmen
eine wichtige und herausragende Rolle.
Sicheres und preiswertes Wohnen durch einen Dauernutzungsvertrag. Der Mieter allein entscheidet, wie lange er in einer Genossenschafts-wohnung bleiben möchte, denn diese sind keinerlei Spekulation ausgesetzt. „Sicher wie Eigentum und flexibel wie eine Mietwohnung“ lautet die Maxime der Wohnbaugenossenschaften.

25.03.22 FW

2021

Oktober 2021 – Historisches vom Büttel von Feuerbach bei der Kulturnacht

Über 130 Feuerbacher Bürger und Bürgerinnen wollten an dem empfindlich kühlen Oktobernachmittag geschichtliche Einzelheiten über ihren Heimat- oder Wohnort aus dem Munde eines Büttels in historischer Uniform hören. Die Erwartungen erfüllten sich, in dem Jürgen Kaiser, Pfarrer der Evangelischen Landeskirche Württemberg und Chef im Ruhestand des Evangelischen Medienhauses, im Stile eines Büttels prägnant über wichtige Bauten, Daten und Entwicklungen berichtete. Auch der Humor kam auf dem Wege von der Klagenfurter Straße, der einstigen Hauptstraße, zur Kelter und weiter zur
Brandgasse und Wette (aufgestaute Viehtränke) an der Dieterle Straße, nicht zu kurz.

So ließ er die pro Rundgang jeweils über 40 Teilnehmer sich an Lautübungen versuchen, die zum Entstehen des Namens Feuerbach in Urzeiten beitrugen. Nicht Biber oder Bach war prägend, sondern keltische Wortstämme. Feuerbach war im Mittelalter ein Dorf, das von Land- und Forstwirtschaft und dem Weinbau lebte. Besonders die Erzeugnisse des Weinbaus waren wohlbekannt, so dass auch die Landbesitzer, wie die Klöster Hirsau und Bebenhausen, wie auch die Grafen von Württemberg, ihre Vorteile daraus
zogen. Heute noch zeugen große Keller im Bereich der ev. Stadtkirche von der Bedeutung des Weinbaus für Feuerbach. Auch die heutige Kelter, mitgebaut von dem großen Baumeister Heinrich Schickhardt, ist Zeichen dafür.

Der Büttel erzählte von den Herren auf der Burg Frauenberg, die durch Raubzüge auf Frankfurter Kaufleute im 14. Jahrhundert berüchtigt wurden, von den Tübingern Professoren, die ihr Gehalt auch mittels Feuerbacher Wein bezogen. Er führte die Besucher*innen vor das Tagelöhner-Haus in der Brandgasse, das aus Steinen der Steinbrüche am Killesberg erbaut wurde und wo eben auch Tagelöhner ihr Brot verdienten.

Eine dreiviertel Stunde war für den Spaziergang durch Alt-Feuerbach veranschlagt – es hätte länger dauern dürfen, wenn Heimatgeschichte so präsentiert wird, wie etliche Alteingesessene und Neubürger anerkennend gegenüber dem Schreiber dieser Zeilen meinten. So zog der Büttel dreimal an diesem Nachmittag mit seiner Schelle durchs alte Gemäuer.

FW 26.10.21

02. Oktober 2021 – Eine Etappe des Talkrabbenweges am Lemberg

Fertig! Feuerbach!
Eine Etappe des Talkrabbenweges am Lemberg

Über 40 Mitglieder und Freunde des Bürgerverein Feuerbach fanden sich am Naturdenkmal Kotzenloch ein, um den ebenso launigen wie wissenswerten Ausführungen des Vorstandsmitgliedes Jürgen Kaiser zu folgen. Kaiser, Pfarrer der evangelischen Landeskirche Württemberg und ehemaliger Leiter des Evangelischen Medienhauses in Stuttgart, beschrieb den einzigartig bestehenden Aufschluss von Erdschichten, die bis in die älteste Zeit des Erdmittelalters, vor rund 275 Millionen Jahre, führen. Das Wort Kotzenloch soll nicht an ein persönliches Unwohlsein erinnern, sondern es gibt verschiedene Deutungen.

Nach einer davon bedeutet die Silbe „loch“ Grube. Die Mergelgrube, als Düngerlieferant, war aber allen zugänglich, also „Koi Moanns Grube“ (gehörte also niemand, sprich; gehörte allen)

Der Lemberg bot in der Steinzeit keine festen Wohnsitze, erst um etwa 1000 v. Chr., in der Hallstattzeit, wurden Bauten mit Hilfe von Trockenmauern , die durch Wälle geschützt wurden, erstellt. Der Lemberg bot den Kelten Schutz, die im Umfeld des Keltenfürsten von Asperg lebten. Der Keltenfürst – begraben im Keltengrab von Hochdorf – hatte es zu Bedeutung und Reichtum gebracht, da er über Waffen und Werkzeuge aus Eisen verfügte. Das Eisen stammte aus Neuenbürg.

Auch inzwischen einsetzender Regen und kühle Windböen, störten Pfarrer Kaiser nur wenig, als er von der Stammburg der Frauenberger gegenüber am Berg erzählte; auch über den Familienzwist wegen des Raubrittertums von einem Teils der Sippe, was zu Trennungen innerhalb des Clans führte. 1481 verkauften die Frauenberger ihren Besitz an Graf Eberhard. Die Burg wurde später geschleift und die Steine zur Stadtmauer von Stuttgart verwendet, wo sie heute noch im Schellenturm bewundert werden können.

Während heute nur am Lemberg und an der Hohenwarte Wengert waren, gab es vom Mittelalter bis noch in die Neuzeit auch ausgedehnte Weinberganlagen an der Killesbergseite. Der Feuerbacher Wein war für seine Güte bekannt und weckte Begehrlichkeiten der Klöster und der Grafen von Württemberg. Überhaupt war der Wein in Feuerbach über Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Teil der Existenz.

Ein eminent wichtiger Schritt für die Feuerbacher und ihre Daseinssicherung war die beginnende Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Durch eine kluge und pfi ffi ge Siedlungspolitik östlich des Bahndamms des Oberbürgermeisters Wilhelm Geiger wurde Feuerbach anfangs der 1920iger Jahre zur reichsten Gemeinde im Lande. In der Zeit des Bahn- und Tunnelbaus in Feuerbach wurde der Begriff „Fertig! Feuerbach“ geprägt. Als 1848 der erste Zug am Feuerbacher Bahnhof abgefertigt wurde, rief der Bahnbeamte „Fertig! Feuerbach!“. Der Aufruf wurde zum Begriff, der lange Zeit als ein Synonym für ein gelungenes Werk landauf, landab galt. Im gepflegten Garten der Eheleute Ursel und Manfred Striebel, von wo aus man einen Blick auf das prosperierende Feuerbach-Ost hat, wurde ein Schluck Feuerbächer Wein des prämierten Jungwinzers Fabian Rajtschan zum Abschluss genossen. Man sieht, die Tradition in Feuerbach lebt und entwickelt sich auf verschiedenen Ebenen zum Wohle aller. Auch hier soll immer gelten: Fertig Feuerbach!

FW 02.10.21

26.2.2021 bis 26.3.2021 – Videoaufzeichnungen zu Feuerbacher Unternehmen

Bei der Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte Stuttgart e.V. AgS Stuttgart über „Firmen. Geschichten. Stuttgart“ stellen wir für Feuerbach die Firma Roser Gerberei und Lederwarenfabrik vor.

Fünf Vorträge wurden als Video aufgenommen und können unter dem Links abgerufen werden:

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